Gabriela Paule
im Gespräch mit Philipp Kamps
Theaterdidaktik im Diskurs

01
Inszenierung, Aufführung und die Theaterdidaktik
2015 fordert Marion Bönnighausen von der Literatur- und Mediendidaktik als transdisziplinärer Reflexions- und Handlungswissenschaft, dass sie sich „in allen Feldern der kulturellen Praxis des Umgangs mit Literatur und Medien der Expertise der jeweiligen Fachwissenschaft versichern“ solle, „beispielsweise der Filmwissenschaft oder wie hier der Theaterwissenschaft“ (Bönnighausen 2015, S. 24).
Diese Aussage wird im Kontext der Feststellung getätigt, dass sich die Auseinandersetzung mit dem Theater im Deutschunterricht als Fortführung des Dramenunterrichts gestalte und Inszenierungs- oder gar Aufführungsanalysen daher im Deutschunterricht keinen Platz haben – und vielleicht auch nicht haben sollten.
02
Theater und Deutschunterricht
Ebenfalls verweist Marion Bönnighausen 2015 darauf, dass nach damaligem Stand der Deutschunterricht am ehesten eine Inszenierungsanalyse leisten könne. Weil es aber Lehrer:innen nicht leicht falle, Schüler:innen aus dem erzieherischen institutionellen schulischen Rahmen zu entlassen, seien Theaterbesuche oder auch Aufführungsanalysen problematischer. Sie zieht daraus den Schluss:
„Deshalb wäre es ein erster Schritt, dem Theaterbetrieb selbst mehr Einflussmöglichkeiten zu überantworten, da dieser sich zunehmend als wichtiger Akteur im Bereich ästhetischer Bildung entwickelt und über eine ungleich größere Expertise verfügt“ (Bönnighausen 2015, S. 23).Dies hieße dann auch, „den Bereich der ästhetischen Erfahrung ernster zu nehmen“, was aber „an die Gewährung größerer Spielräume“ gebunden sei, in denen Schüler:innen „ermutigt werden, solche Erfahrung auch und zunächst vor allem außerhalb der Institution Schule machen zu können“ (vgl. ebd., S. 24).
03
Gegenwartstheater und Schule
Marion Bönnighausen schlägt 2015 vor, „ästhetisch avancierte Inszenierungen“ zum Gegenstand des Deutschunterrichts zu machen, „die die Dichte der theatralen Zeichen des Gegenwartstheaters“ aufgreifen, weil dadurch „[d]ie besondere Ereignishaftigkeit der Aufführungen“ erst recht „Prozesse ästhetischer Erfahrung“ ermögliche (Bönnighausen 2015, S. 16).
Damit insinuiert sie, dass es also gerade das Gegenwartstheater sei, das sich als Gegenstand des Deutschunterrichts eigne. Sie begründet dies zusätzlich damit, dass im Gegensatz dazu zum damaligen Zeitpunkt „Kriterien [...] [der Stückauswahl, P.K.] fast ausschließlich an pädagogischen Setzungen ausgerichtete inhaltliche“ seien, „das heißt figuren- und handlungsorientierte Aspekte, die wiederum eben gerade nicht repräsentativ für das Gegenwartstheater sind“ (ebd., S. 11f.).
Abschluss
