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Marion Bönnighausen

Forschung zu Medienästhetik

Die Forschung von Marion Bönnighausen

im Kontext der Medienästhetik ist vielfältig.

Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen unter anderem die Themen

Inter- und transmedialer Literaturunterricht,

(Literar-)Ästhetische Erfahrung und Theaterdidaktik

Inter- und transmedialer Literaturunterricht

Marion Bönnighausens grundlegendes Forschungsinteresse an (inter-/trans-)medialen Fragestellungen und ihrer Relevanz für die Literatur- und Mediendidaktik zeigt sich in vielen Veröffentlichungen seit den 2000er-Jahren (vgl. 2006/2007/2009). Systematisch setzt sie sich seit dieser Zeit mit einem intermedial ausgerichteten Deutschunterricht auseinander und bestimmt den fachdidaktischen Diskurs maßgeblich mit.

Dabei weist Bönnighausen als zentrales Ziel eines intermedialen Deutschunterrichts ein „[ä]sthetisches Denken“ aus, das „die Schulung von Wahrnehmung mit einer Erkenntnisfähigkeit der formalen Gestaltung bzw. der ästhetischen Qualität der Zeichengebilde von Kunstwerken“ verbindet (2010, S. 512). Schüler:innen soll durch intermediale Betrachtungen ein neues Sehen, Lesen und Hören ermöglicht und der Automatismus der (unreflektierten) Wahrnehmung durchbrochen werden (vgl. 2008, S. 52). Erreicht werden könne dies vor allem durch „das Aufspüren von Lücken und Zwischenräumen“ (2010, S. 510; vgl. 2008, S. 51) und die Auseinandersetzung mit den Schnittstellen der Künste (vgl. 2004, S. 2), denn an genau diesen Stellen zeige sich, „wie die einzelnen Kunstformen aufgrund ihrer medialen Materialität ihre ästhetischen Äußerungen gestalten“ (2010, S. 511). Diese Überlegungen zum intermedialen Deutschunterricht erweitert Bönnighausen durch Reflexionen zur Erkundung transmedialen Erzählens im Unterricht. Dabei zeigt sie am Beispiel unterschiedlicher Bilderbücher auf, wie diese „transmediales Erzählen als ästhetische Universalie realisieren“ (2019, S. 145) und welches Potenzial sie für einen transmedial ausgerichteten Deutschunterricht bieten.

 

In ihren Beiträgen sowohl zum inter- als auch zum transmedialen Deutschunterricht geht Bönnighausen grundsätzlich von der spezifischen (Medien-)Ästhetik der unterschiedlichen Kunstformen bzw. Symbolsysteme aus und plädiert dementsprechend dafür, die Auseinandersetzung mit deren inter- bzw. transmedialen Verflechtungen und Strukturen vor allem in den Dienst der Schulung einer differenzierten ästhetischen Wahrnehmungsfähigkeit bzw. der Förderung eines sinnlich-ästhetischen Denkens zu stellen (vgl. 2006, S. 191 f.), auch wenn kognitiv-analytische Zugänge dabei nicht ausgeblendet werden sollen.

 Ina Henke

 

Beiträge zum Inter- und transmedialen Literaturunterricht Bönnighausen, Marion & Rösch, Heidi (Hg.): Intermedialität im Deutschunterricht. Baltmannsweiler: Schneider 2004. Bönnighausen, Marion & Paule, Gabriela (Hg.): Theater intermedial. Medien im Deutschunterricht. München: kopaed 2009. Bönnighausen, Marion: Inszenierung und Authentizität. Intermediales Theater im Deutschunterricht. In: Marion Bönnighausen & Heidi Rösch (Hg): Intermedialität im Deutschunterricht. Baltmannsweiler: Schneider 2004. S. 95-110; Wiederabdruck in: Theater intermedial. Medien im Deutschunterricht. Hg. von Marion Bönnighausen und Gabriela Paule. München: kopaed 2009, S. 35-50. Bönnighausen, Marion: Intermediale Kompetenz. In: Heidi Rösch (Hg.): Kompetenzen im Deutschunterricht. Frankfurt/M.: Lang 2005, S. 74-91. Bönnighausen, Marion: An den Schnittstellen der Künste: Vorschläge für einen intermedialen Deutschunterricht. In: Volker Frederking (Hg.): Medien im Deutschunterricht. München: kopaed 2006, S. 191-203. Bönnighausen, Marion: Intermedialer Literaturunterricht. In: Volker Frederking u. a. (Hg.): Taschenbuch des Deutschunterrichts. Bd. 2: Literatur- und Mediendidaktik. Baltmannsweiler: Schneider 2010, S. 503-514. Bönnighausen, Marion & Kamps, Philipp: Ereignishaftigkeit und transmediale Verflechtungen. In: Alice Lagaay & Anna Seitz (Hg.): WISSEN FORMEN. Performative Akte zwischen Bildung, Wissenschaft und Kunst. Erkundungen mit dem Theater der Versammlung. Bielefeld: transcript 2018, S. 125-138. Bönnighausen, Marion: Transmediales Erzählen im Bilderbuch. In: Klaus Maiwald (Hg.): Intermedialität. Formen – Diskurse – Didaktik. Baltmannsweiler: Schneider 2018, S. 131-152.

Beschäftigung mit Möglichkeiten des intermedialen Literaturunterrichts seit den 2000er Jahren
Ermöglichung eines neuen Sehens, Lesens, Hörens als Ziel intermedialen Literaturunterrichts
Auseinandersetzung
mit den inter-/transmedialen Verflechtungen der Kunstformen als Mittel der Wahl

(Literar-)Ästhetische Erfahrung

Ein Grundpfeiler der Forschungsarbeit von Marion Bönnighausen ist das Phänomen der (literar-)ästhetischen Erfahrung, mit dem sie sich bereits seit Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn – nicht nur in Bezug auf Literatur – eingehend beschäftigt. Ihr Interesse gilt insbesondere den Dimensionen, die eine ästhetische Erfahrung im Rahmen eines literarischen Rezeptionsprozesses kennzeichnen und denen sie sich im Rahmen des qualitativen Forschungsprojekts Ästhetische Erfahrung von Schülerinnen und Schülern im Literaturunterricht seit 2012 sowohl auf theoretischer als auch empirischer Ebene gezielt annähert.

Bönnighausen sieht die momenthafte ästhetische Erfahrung, die sich in der Begegnung mit einem literarischen Text als Kunstwerk ereignet, eingebettet in einen spezifisch ästhetischen Lesemodus, der als eine Form des literarischen Lesens angesehen werden muss (vgl. 2022, S. 15). Als zentrale Dimensionen des ästhetischen Lesemodus´ weist sie die Emotionalität sowie die Wahrnehmung der Materialität des literarischen Textes aus, die im Kontext des ästhetischen Lesemodus so miteinander verbunden sind, dass die „emotional gefärbte Wahrnehmung“ an die „sprachlich-ästhetische Verfasstheit von Literatur“ (2010, S. 159) rückgebunden wird (vgl. 2022, S. 16). Die empirischen Interviewdaten des breit angelegten Forschungsprojekts weisen auf einen solchen ästhetischen Rezeptionsmodus hin, indem beispielsweise eine Schülerin von einem „(emotionale[n]) Berührt-Werden durch die Schönheit einer Stelle bzw. deren sprachlich-ästhetische Materialität“ (2022, S. 16) berichtet. Das Berührt-Werden durch die Materialität führt bei der Schülerin zu dem Wunsch, die Textstelle erneut zu lesen. Ihr Leseprozess verlangsamt sich und wird sogar unterbrochen, um die „Schönheit“ dieser Textstelle wahrzunehmen. Dieser de-automatisierte Leseprozess ist dabei nicht als Ergebnis eines kognitiven Aktes, sondern im Sinne eines responsiven Miteinanders zwischen literarischem Objekt und Subjekt zu verstehen (vgl. 2015, S. 177).

Ästhetische Erfahrung hängt für Marion Bönnighausen also mit einem ästhetischen Lesemodus zusammen, der sich durch eine emotional grundierte Aufmerksamkeit für die literar-ästhetische Gestaltung auszeichnet. Diese Emotionalität erwächst dabei aus der Materialität des Textes selbst. Ein solcher Lesemodus impliziert dabei eine Form des literarischen Verstehens, das über eine rein semiotische Analyse hinausgeht (vgl. 2022, S. 18). Im Mittelpunkt ihrer Überlegungen steht grundsätzlich die Frage nach den Bedingungen und Dispositionen, die das Eintreten in einen auf die literarische Materialität ausgerichteten Lesemodus ermöglichen. In ihren aktuellen theoretischen Ausführungen entwickelt sie die These, dass der Eintritt in diesen ästhetischen Lesemodus zugleich als Übergang in einen phänomenologisch geprägten ästhetischen bzw. atmosphärischen Raum verstanden werden kann.

 

Marie Epping

 

Beiträge zu (Literar-)Ästhetischer Erfahrung Bönnighausen, Marion: Materialität und Ereignis als Dispositive ästhetischer Erfahrung (nicht nur) im Deutschunterricht. In: Britta Hochkirchen & Elke Koller (Hg.): Zwischen Materialität und Ereignis. Literaturvermittlung in Ausstellungen, Museen und Archiven. Bielefeld: transcript 2015, S. 175-188. Bönnighausen, Marion & von Heynitz, Martina: Staunen und Irritation im Kontext ästhetischer Erfahrung. In: Nicola Freudenberg & Marie Lessing-Sattari (Hg.): Zur Rolle von Irritation und Staunen im Rahmen literarästhetischer Erfahrung. Theoretische Perspektiven, empiriebasierte Beobachtungen und praktische Implikationen. Berlin: Peter Lang 2020, S. 159-176. Bönnighausen, Marion: Von Literatur berührt werden. Dimensionen und Potenziale eines Lesemodus im Kontext ästhetischer Erfahrung. In: Jürgen Struger & Elfriede Witschel (Hg.): Lesen. Wege zum Text. ide 46 (2022) H.1, S. 15-20. Bönnighausen, Marion & Kamps, Philipp: „… dass ich, glaube ich, so eine Art stärkste Emotion durchs Lesen bekomme“. Zum Verhältnis von Emotionalität und Materialität in literarischen Leseerfahrungen von Schüler:innen. In: Daniela Frickel & Alexandra L. Zepter (Hg.): Textästhetik – Körper – Emotion. Sprachlich-literarisches Lernen mit Emotionen in inklusiven Settings. Weinheim: Beltz Juventa 2023, S. 72-85.

Forschungsansätze und Perspektiven
Emotionalität, Materialität und literarisches Lesen
Zwischen ästhetischer Erfahrung und atmosphärischer Wahrnehmung

Theaterdidaktik

Seit den 2000er-Jahren beschäftigt sich Bönnighausen mit theaterdidaktischen Fragen, die sie von Beginn an auch im Kontext von Intermedialität verortet (2009/2011). Dabei zeigt sich schon früh ein Fokus auf Aspekte der Theaterrezeption und die von ihr ausgehenden Wahrnehmungs- und Erfahrungsmöglichkeiten, insbesondere bei der Wahrnehmung von Theateraufführungen. Bezugnehmend auf den Theatralitätsbegriff ist für Bönnighausen eine Unterscheidung zwischen Aspekten der semiotisch ausgerichteten Sinnstiftung und der phänomenologisch ausgerichteten Wahrnehmung entscheidend, wobei sie insbesondere den zweiten Aspekt seit 2010 kontinuierlich weiterdenkt (2010) und mit ihrem Interesse am Phänomen der ästhetischen Erfahrung verbindet (2013).

In diesem Zusammenhang fokussiert sie die Materialität von Gegenständen wie dem Theater bzw. der Theateraufführung auf der einen Seite und die Ereignishaftigkeit, in der sich die Wahrnehmung dieser Materialität auf Seiten der Rezipierenden zeigt, auf der anderen Seite als zentrale Momente ästhetischer Erfahrung (nicht nur) im Theater (2013). Damit legt sie einen wesentlichen Grundstein für eine phänomenologisch akzentuierte Theaterdidaktik (2017/2018). Bönnighausen steht innerhalb des theaterdidaktischen Diskurses für eine Position, die nicht auf eine semiotische Erschließung von Theaterinszenierungen bzw. -aufführungen ausgerichtet ist, sondern vielmehr auf die Ermöglichung ästhetischer Erfahrung in Auseinandersetzung mit der medienspezifischen Ästhetik, hier vor allem der Theateraufführung. Diese medienspezifische Ästhetik akzentuiert sie phänomenologisch: Die Zugangsarten der Rezipierenden spielen ebenso eine Rolle wie das, was von ihnen von der Aufführung vor allem sinnlich wahrgenommen werden kann. Vor diesem Hintergrund macht sie etwa Aspekte der Leiblichkeit auf Rezipierendenseite stark, aber auch die Wahrnehmung von Atmosphären, die sie in Veröffentlichungen aufgreift und entscheidend ausarbeitet.

Darüber hinaus vertritt sie insbesondere vor dem Hintergrund der von ihr als spezifisch für das Ästhetische identifizierten Rezeptionshaltungen wie Staunen und Irritation (vgl. 2020) aber auch eine kritische Position hinsichtlich der Möglichkeit einer Vermittlung des Theaters (2015). So fragt sie kritisch an, ob eine Vermittlung von Aufführungen und insbesondere der darin zu machenden ästhetischen Erfahrung im schulischen System, das einer der Kunstform Theater diametral entgegenstehenden Systemlogik gehorche, überhaupt möglich sei (2015).

 

Philipp Kamps

 

Theaterrezeption zwischen Sinnlichkeit und Sinnstiftung
Materialität, Ereignis
und Ästhetik
Staunen, Irritation 
und Schule

Beiträge zu Theaterdidaktik Bönnighausen, Marion & Paule, Gabriela (Hg.): Theater intermedial. Medien im Deutschunterricht 2008. München: kopaed 2009. Bönnighausen, Marion & Paule, Gabriela: Einleitung. In: Marion Bönnighausen & Gabriela Paule (Hg.): Theater intermedial. Medien im Deutschunterricht 2008 München: kopaed 2009, S. 13-20. Baum, Michael & Bönnighausen, Marion (Hg.): Kulturtheoretische Kontexte für die Literaturdidaktik. Baltmannsweiler: Schneider 2010. Bönnighausen, Marion: Zwischen Sinn-Stiftung und Wahr-Nehmung. Theatralität als Dispositiv im literaturdidaktischen Kontext. In: Michael Baum & Marion Bönnighausen (Hg.): Kulturtheoretische Kontexte für die Literaturdidaktik. Baltmannsweiler: Schneider 2010, S. 125-143. Bönnighausen, Marion: Theater(spielen) im Literaturunterricht. In: Heidi Rösch (Hg.): Literarische Bildung im kompetenzorientierten Deutschunterricht. Freiburg: Fillibach 2010, S. 11-31. Bönnighausen, Marion & Paule, Gabriela (Hg.): Wege ins Theater: Spielen, Zuschauen, Urteilen. Berlin: LIT Verlag 2011. Bönnighausen, Marion & Paule, Gabriela: Einleitung. In: Marion Bönnighausen & Gabriela Paule (Hg.): Wege ins Theater: Spielen, Zuschauen, Urteilen. Berlin: LIT Verlag 2011, S. 7-13. Bönnighausen, Marion: Medialisierte Theaterformen – theatralisierte Mediengeflechte. Theaterdidaktik in der Netzwerkgesellschaft. In: Marion Bönnighausen & Gabriela Paule (Hg.): Wege ins Theater: Spielen, Zuschauen, Urteilen. Berlin: LIT Verlag 2011, S 113 -132. Bönnighausen, Marion: Materialität und Ereignis als Dispositive ästhetischer Erfahrung (nicht nur) im Deutschunterricht. In: Britta Hochkirchen & Elke Koller (Hg.): Zwischen Materialität und Ereignis. Literaturvermittlung in Ausstellungen, Museen und Archiven. Bielefeld: transcript 2015, S. 175-188. Bönnighausen, Marion: No Education! – Theaterunterricht jenseits aller Bildungsaufträge. In: Ralph Olsen & Gabriela Paule (Hg.): Vielfalt im Theater. Deutschdidaktische Annäherungen. Baltmannsweiler: Schneider 2015, S. 10-26. Bönnighausen, Marion & Kamps, Philipp: „Kunst, also das kommt, wenn du dich inspirieren lässt.“ Perspektiven einer phänomenologisch akzentuierten Theaterdidaktik. In: Dieter Wrobel, Tilman von Brand & Markus Engelns (Hg.): Gestaltungsraum Deutschunterricht. Literatur - Kultur - Sprache. Baltmannsweiler: Schneider 2017. S. 67-76. Bönnighausen, Marion & Kamps, Philipp: Ereignishaftigkeit und transmediale Verflechtungen. In: Alice Lagaay & Anna Seitz (Hg.): WISSEN FORMEN. Performative Akte zwischen Bildung, Wissenschaft und Kunst. Erkundungen mit dem Theater der Versammlung. Bielefeld: transcript 2018, S. 125-138.

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